Kurzer Epilog (Vermächtnis)
Kurzes Schlusswort: Über die Unverzichtbarkeit der Disziplin
(Ein kritischer Blick auf das eigene Sein) …
Im „Wertekodex” einer Gesellschaft, in der die Befriedigung virtuell suggerierter Bedürfnisse und das bloße Image das Maß der Dinge sind, in denen Regimes selbsternannter und selbstkonstituierender Eliten alternativlos agieren, ist der mündige, denkende Bürger in individueller Verantwortung nicht mehr erwünscht: Ernsthaft und permanent geübte DISZIPLIN, die Konzentration auf ein Leben in Würde für Mensch, Mitmensch und Natur, soll digital gesteuerter plumper Schwarmintelligenz weichen.
Und doch zeigen die Welt und das überhebliche, egomane Handeln der Welt-Magnaten, dass alles letztlich so ist wie es immer war. Vermeintlicher Fortschritt, inzwischen auch in wahnwitzig überdrehter Weise öko-ideologisch radikalisiert, landet, von den seit sechstausend Jahren geltenden Gesetzmäßigkeiten der Menschheitsgeschichte grausam wieder zurückgeholt, hart auf dem Boden der Tatsachen – wahrlich, ein gelungener „Great Reset”!
Angesichts der eigenen Ohnmacht lässt sich – ebenso historisch immanent – der Sinn des irdischen Daseins eines jeden Individuums simpel formulieren: Man sichert das eigene Auskommen, die eigene Wohlfahrt, indem das vornehmliche und aufrichtige Bestreben des eigenen Handelns die Sicherstellung der Wohlfahrt auch aller anderen ist.
Eine solche Einsicht und ein Handeln danach setzt jedoch VERNUNFT voraus, die einer egomanen Gesellschaft fremd geworden ist. Vernünftig handeln heißt:
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DIE EIGENEN TUGENDEN UND FÄHIGKEITEN VORAN BRINGEN
IN HARMONIE MIT DER UMWELT.
Dieser zentrale, ebenso einfach wie unanfechtbar formulierte Anspruch fordert, quasi als zeitgemäßer kategorischer Imperativ, den Primat der überbordenden, hemmungslosen, bunt schillernden „Selbstverwirklichung” heraus, welcher sich im besten Falle als Gewissenskompromiss noch ein wenig „soziale Verantwortung” auferlegt.
Das Dasein des Individuums mit eigener Einsicht folgendem und vernunftgelenktem Handeln, das unablässige Bemühen, das Leiden schon in der eigenen kleinen Umwelt zu mindern, ist ein unaufhörlicher Kraftakt. Dieser erfordert ständig alle Anstrengungen und volle Konzentration, dazu ein sensibles Maß an Toleranz gegenüber dem Andersartigen. Ein solches Leben kann nie langweilig sein: Es stehen mehr als genug Kräfte dagegen, die der Aufrichtige unablässig überwinden muss. Der Markt sinnleerer Herausforderungen, welche in ihrer Hohlheit gefangene Adrenalin-Junkies suchen, ist ebenso überflüssig wie die als moralisch integer verpackte Gängelung durch kritikimmune Autokraten oder heuchlerische Pharisäer-Eliten.
Was ist in diesem großen Chaos, im Meer der Leiden und Widerwärtigkeiten, nun der Sinn meines Daseins? Was kann ich als „kleines Licht”, das aufleuchtet, wieder verlischt und in der Dunkelheit des Vergessens verschwindet, bewirken?
Nur dieses: Ich muss mit aller Entschlossenheit meiner „kleinen Umwelt” von Nutzen sein wollen. Wer von sich sagen kann: „Das war mein Leben. Ich habe mich bewusst mit all meinen Kräften darin verausgabt, und ja, ich habe durchaus erfahren, dass dies in meiner kleinen Umwelt als wohltuend wahrgenommen wurde.” – wer das am Ende aufrichtig seinem Spiegelbild sagen kann, hat alles richtig gemacht, hat von der ersten bis zur letzten Sekunde seines Seins „gelebt”, vom Aufleuchten bis zum Erlöschen seines Lichts. Da ist es auch von minderer Bedeutung, wie lange dieses Leben währte, und auch nicht wie es endete, denn auch das Ableben verliert so seinen Schrecken. Die Frage „Könnte ich etwas versäumt haben?” stellt sich nicht.
Habe ich damit einen Anspruch auf ein „schönes Diesseits”? Nein! Anspruch habe ich auf das kosmische Chaos und das Sterben. Alles über diesen Anspruch hinaus liegt, wenigstens zum Teil, auch in meiner Hand. Je mehr Tugend und Disziplin ich aufbringe, umso mehr färben diese auf meine kleine Welt um mich herum ab und lassen sie für mich lebens- und vielleicht sogar liebenswert sein. Darin dürfen wir, jede/r für sich und alle kollektiv, nicht müde werden. Haben wir unser Leben, unser Selbst „in Ordnung”, jedem Chaos zum Trotz und jeder Hysterie psychopathischer Lenker, die das Chaos nur befeuern, und bewahren wir, mit souveränem, doch stets selbstkritischem Blick, unsere kleine Ordnung in unserer Umwelt – Natur UND Mensch! -, idealerweise zu ihrem und damit auch wieder zu unserem Vorteil. Vielleicht werden wir dann sogar mit größerer Resonanz wahrgenommen – ohne bitte danach mühsam zu gieren! Es gilt stets, die Kräfte auf das zu konzentrieren, was im Umfeld unserer Kräfte liegt.
Nicht zuletzt ist auch die Idee einer Welt NACH dieser Welt so alt wie die Menschheit denken kann. Ist sie – so sie doch mehr ist als nur eine imaginäre Sehnsucht – vielleicht gar die eigentliche Bestimmung? Das entbindet nicht von der innigen Hinwendung zum Hier und Jetzt, denn DAS ist die Sphäre unseres Bewusstseins und die Verantwortung unseres Seins in dem, was uns umgibt! Alles andere kommt danach …
Unvorstellbar, wenn wir uns, getragen von EINEM Geist, alle darin gegenseitig unterstützen könnten …
Imagine there’s no heaven
It’s easy if you try
No hell below us
Above us only sky …
Imagine there’s no countries
It isn’t hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion too …
Im Refrain steht die – wie immer in der Geschichte nicht erfüllte – Hoffnung:
You, you may say I’m a dreamer,
But I’m not the only one
I hope some day you’ll join us
And the world will be as one
(Quelle: John Lennon, Imagine; veröffentlicht 1971)
(Ishisan April 2024)